Zirzensik: Spielkram für nebenbei?

Lektion 'Sitzen'.

Ursprung der Zirzensik

Die Geschichte des Begriffes ‚Zirzensik‘/ Zirkuslektionen begann irgendwann im 16. Jahrhundert als man entdeckte, dass solche Freiheitsdressuren mit Tieren die Menschenmassen begeisterten. Allerdings ist Zirzensik keine Erfindung von Zirkusdomteuren.
Viele Lektionen, die man heute mit in die Zirzensik einordnet entstammten der frühen Kriegspferdeausbildung und stellten damals keineswegs nur eine Form zur Belustigung oder Unterhaltung dar.

Zu den Zirzensiklektionen gehören:

Kompliment
Knien
Liegen/Flach liegen
Sitzen
Spanischer Schritt und Trab
Steigen

In der fortgeschrittenen Ausbildung kann man mit dieser Basis zu dem regulären Gymnastizierungsprogramm viele weitere Lektionen und hohe Schulen heran bilden.

Zirzensiklektionen finden ihren Ursprung wie viele Dressurübungen in der Natur. Sie sind bereits als normales Verhaltensmuster genetisch fixiert und keinesfalls menschliche Erfindungen. Wer freie Pferde auf der Koppel beobachtet, wird auf viele der Lektionen stoßen. Es gibt Pferde, die kniend die letzten saftigen Grashalme unter dem Zaun angeln. Im Spiel rangeln sie sich ins Kompliment oder steigen sich an. Junge Hengste imponieren mit dem Ausschlagen der Vorhand oder Stuten drohen mit stampfenden Vorderbeinen wenn sie ihre Fohlen schützen wollen. Jede dieser Verhaltensweisen hat eine bestimmte Bedeutung. Sie gehören zur Zeichensprache der Pferde. Lediglich das Sitzen ist keine Lektion, die das Pferd normalerweise ausführt.

Nutzen und Risiken

Zirzensik hat einen großen gymnastischen und seelischen Wert für unsere Pferde und kann damit von strategischem Nutzen sein. Richtig ausgeführt dehnen und stärken die Lektionen der gymnastischen Zirzensik im hohen Maße Muskelgruppen, Sehnen und Bänder, fördern Körperbewusstsein und Balance und führen zu mehr Beweglichkeit, Kraft und Geschicklichkeit. Bei der Übung Kompliment werden zum Beispiel Rücken, Bauch, Brustkorb, Hinterhand, Schulterblatt und Vorderbeine durch das Stützen und Stemmen trainiert. Gleichzeitig muss das Pferd lernen sein Gewicht zu verlagern um das Gleichgewicht zu halten. Es lernt sein Gewicht je nach Anforderung dynamisch zu verlagern, was auch unter dem Sattel äußerst nützlich ist.
So kann das Zirzensiktraining Verletzungen an Sehnen und Gelenken vorbeugen, Verspannungen lösen bzw. vermeiden und auch unterstützend bei der Arbeit unter dem Sattel dienen egal welche Hauptdisziplin man ausübt.
Zirzensik hat außerdem einen großen psychologischen Nutzen. Es ist vertrauensbildend, fördert die Lernfähigkeit, gibt dem Pferd Selbstvertrauen und ist motivierend. Meist finden die Pferde sehr schnell großen Spaß am Zirzensiktraining, sie beginnen spielerisch das 'Lernen' zu lernen und arbeiten gern und konzentriert mit eigenen Ideen mit. Und nicht nur die Pferde haben ihre Freude, sondern auch wir Menschen, was zu einer positiven Atmosphäre führt.

Zirzensik eignet sich für Jungpferde vor der eigentlichen Reitpferdeausbildung, für Problempferde, die Vertrauen und Spaß verloren haben und auch für ältere Pferde um Abwechslung in das tägliche Training zu bringen. Auch speziell für Gangpferde ist Zirzensik als Ergänzung gut geeignet. Neben den bereits erwähnten Eigenschaften fördern die Übungen auch Takt, Schulterfreiheit, Rumpfhebung und Raumgriff.

Zirzensik ist also viel mehr als reiner Spielkram und schon gar nicht überflüssig, sondern richtig angewendet eine sinnvolle Gymnastizierung.

Rakni im spanischen Schritt.